Der Eimer ...

Angel

FSK 18
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Ein Wasserträger in Indien hatte zwei große Eimer, jeder hing an einem Ende einer Stange, die er in seinem Nacken trug. Einer der Eimer hatte einen Sprung und während der andere Eimer perfekt war und am Ende des langen Weges vom Fluss bis zu dem Haus seines Herrn immer die volle Menge an Wasser ablieferte, kam der gesprungene Eimer immer nur halb voll dort an.

Das ging für volle zwei Jahre jeden Tag so, der Träger lieferte immer nur eineinhalb Eimer Wasser im Haus seines Herrn ab. Natürlich war der unbeschädigte Eimer stolz auf das, was er vollbracht hatte, erfüllte er doch den Zweck seines Daseins perfekt. Aber der beschädigte Eimer schämte sich für seine Unvollkommenheit und fühlte sich ganz elend, weil er nicht in der Lage war, mehr als die Hälfte dessen zu vollbringen, für was er eigentlich geschaffen worden war.

Nach zwei Jahren, in denen er nichts sehen konnte, außer seinem bitteren Versagen, sagte er eines Tages zu seinem Wasserträger in der Nähe des Flusses: "Ich schäme mich und ich möchte mich bei Dir entschuldigen."

"Wieso?" fragte der Träger. "Weshalb schämst Du Dich?"

"In den vergangenen zwei Jahren konnte ich immer nur die Hälfte meines Fassungsvermögens tragen, wegen dieses Sprunges in meiner Seite, der das Wasser den ganzen Weg zurück zum Haus Deines Herrn herauslaufen läßt. Wegen meiner Unvollkommenheit bekommst Du nicht den vollen Lohn für Deine Anstrengungen.", sagte der Eimer.

Der Wasserträger hatte Mitleid mit dem alten gesprungenen Eimer und er sagte: "Wenn wir zum Haus meines Herrn zurück gehen, dann schau Dir die Blumen an, die am Wegrand wachsen."

Und tatsächlich, als sie den Hügel hinaufgingen, sah der alte Eimer, wie die Sonne die wunderschönen wilden Blumen am Wegrand beschien, und er war etwas weniger niedergeschlagen. Aber am Ende des Weges war er immer noch traurig, denn er hatte die Hälfte seiner Last verloren und so entschuldigte er sich bei dem Wasserträger noch einmal für sein Versagen.

Der Wasserträger sagte zu dem Eimer: "Hast Du gesehen, daß nur auf Deiner Seite des Weges Blumen wachsen, aber nicht auf der Seite des anderen Eimers? Ich habe immer von Deinem Makel gewußt und ich habe sie zum Vorteil genutzt. Ich habe Blumensamen auf Deiner Seite des Weges gesät und Du hast sie jeden Tag gegossen, wenn wir vom Fluss zurückkamen. Zwei Jahre lang war es mir möglich, diese wunderschönen Blumen zu pflücken und den Tisch meines Herrn damit zu pflücken. Wenn Du nicht so wärst, wie Du bist, wäre sein Haus nicht mit dieser Schönheit geziert."


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